Gemeinsame Stellungnahme der internationalen und europ.Filmverbände: Gegen die globale COVID-19-Krise in der Film- und Fernsehproduktion

Die unterzeichnenden internationalen und regionalen Organisationen der Produzentenverbände,
der Gewerkschaften, Gilden und Berufsverbände, die Kreative und Crew in der Film- und
Fernsehproduktion repräsentieren, fordern nationale Regierungen, internationale und regionale
zwischenstaatliche Organisationen und Kulturförderungsinstitutionen auf, rasche, gezielte und
koordinierte Maßnahmen zu ergreifen, um Unternehmen und alle Film- und
Fernsehschaffenden – freiberuflich und selbständig – zu unterstützen angesichts der
verheerenden wirtschaftlichen und sozialen Auswirkungen der globalen COVID-19-Krise auf
unseren Industriesektor.
Die globale COVID-19-Krise hat die gesamte Film- und Fernsehproduktion weltweit plötzlich
zum Erliegen gebracht. Tausende Unternehmen, die meisten davon KMU, sind von dieser Krise
betroffen, und Millionen von Beschäftigten, die vor und hinter der Kamera arbeiten, haben
schon, oder laufen Gefahr, ihren Arbeitsplatz vorübergehend oder im schlimmsten Fall
dauerhaft zu verlieren. Millionen anderer Arbeitsplätze, die mit der Wirtschaftstätigkeit unseres
Sektors zusammenhängen, sind ebenfalls betroffen.
Solidarität innerhalb des audiovisuellen Ökosystems und von politischen Entscheidungsträgern
sind die beiden Säulen, um den globalen Film- und Fernsehsektor in dieser Krise zu erhalten.
Wir begrüßen die Initiativen nationaler Gewerkschaften und Unternehmen sowie anderer
Insitutionen, Hilfsfonds einzurichten und / oder dazu beizutragen, und appellieren an andere
Interessengruppen in unserer Branche, alles zu tun, um alle von dieser Krise Betroffenen zu
unterstützen. Allerdings kann die Industrie nicht das volle Ausmaß dieser beispiellosen Krise
alleine absorbieren.
Um diese kritische Phase zu überstehen, braucht der Film- und Fernsehproduktionssektor
lebenswichtige Unterstützung und ausserordenliche Massnahmen von Regierungen,
internationalen und regionalen zwischenstaatliche Organisationen und
Kulturförderungsinstitutionen. Mehrere Länder, regionale Behörden und die EU-Institutionen
ergreifen Hilfsmaßnahmen, um unsere Volkswirtschaften zu erhalten, und wir fordern alle
Entscheidungsträger auf, in den kommenden Tagen und Wochen schnell zu handeln, um sie
auch für die dringenden Bedürfnisse des Film- und Fernsehproduktionssektors fit zu machen.
Dazu gehören wichtige Maßnahmen in Bezug auf staatliche Beihilfen, Steuern und soziale
Sicherheit.
Was sofort benötigt wird, ist ein einfacher und schneller Zugang zu außergewöhnlicher
finanzieller Unterstützung zur Deckung der Fixkosten in den kommenden Wochen und
Monaten. Dies ist eine der Hauptbedingungen, um auf die unmittelbare Dringlichkeit zu
reagieren: den Erhalt von Unternehmen im audiovisuellen Sektor sowie von Arbeitsplätzen und
Kompetenzen der Film-und Fernsehschaffenden für die Zeit nach COVID-19.
Um Unternehmen und die wirtschaftliche Nachhaltigkeit des gesamten Sektors zu unterstützen,
empfehlen wir insbesondere Folgendes:
• Wirtschaftliche Entlastungs- und Konjunkturpakete sind auf die spezifischen Bedürfnisse und
Praktiken des projektbasierten Charakters und der unregelmäßigen Konjunkturzyklen des
Sektors ausgerichtet.
• Temporäre und nicht restriktive Rahmenbedingungen für staatliche Beihilfen werden rasch
geschaffen. Die Steuerregelungen werden während der Krise angepasst, um den Druck auf
Unternehmen und Beschäftigte gleichermaßen zu verringern.
• Die Zahlung der Sozialversicherungsbeiträge der Arbeitgeber wird erforderlichenfalls
verschoben.
• Förderanstalten und Regierungen sichern Versicherungsansprüche von Filmproduzenten für
unterbrochene Dreharbeiten im Falle von Schäden, die sich aus der Einhaltung der COVID-19-
Sicherheitsmaßnahmen ergeben.
• Förderanstalten passen ihre Regeln an, um unterbrochene Projekte bestmöglich zu
unterstützen und Flexibilität in Bezug auf Projektanträge zu bieten.
• Es werden spezielle Mittel bereitgestellt, um die Produktion und den Vertrieb nach COVID-
19 zu fördern, unter anderem über die Unterstützung der Filmfinanzierungsanstalten und
Steuergutschriften. Es sind erhebliche Anstrengungen erforderlich, um die Fähigkeit der
Produktionsunternehmen zu fördern, neue Projekte zu entwickeln.
• Direkte Subventionen werden gewährt, um die unmittelbaren Fixkosten einschließlich der
Beschäftigung betreffend zu decken und gleichzeitig sicherzustellen, dass sie über die
Produktions- und Vertriebsunterstützung durch die Finanzierungsstellen hinausgehen.
Subventionen sollten Darlehen vorgezogen werden. Darlehensgarantien sind keine Instrumente,
die an die Besonderheiten des audiovisuellen Sektors angepasst sind: Viele
Produktionsunternehmen können keine Wertpapiere / Sicherheiten in dem für Darlehen
erforderlichen Umfang bereitstellen, da Rechte an geistigem Eigentum nicht als Sicherheit
akzeptiert sind.
• Die Entschädigung für den Verlust von Finanzmitteln aufgrund vonsuafallenden
Kinokartenverkauf wird gewährt und an die Finanzierungsanstalten weitergeleitet.
Das Rückgrat des Sektors sind die Menschen vor und hinter der Kamera. Aufgrund der
Besonderheiten des audiovisuellen Sektors sind die meisten Darsteller und Crewmitglieder
entweder mit kurzfristigen Verträgen beschäftigt oder als unabhängige Auftragnehmer tätig.
Viele von ihnen haben möglicherweise nicht genügend Sozialleistungen, auf die sie in dieser
Krise zurückgreifen können, und stehen daher möglicherweise vor einer kritischen Situation.
Um diese Beschäftigten während dieser Krise und ihrer wirtschaftlichen Folgen zu unterstützen
und sich auf die Zeit nach COVID-19 vorzubereiten, indem sichergestellt wird, dass der Pool
der Filmschaffenden und deren Kompetenzen auf dem bisherigen Niveau erhalten bleiben,
empfehlen wir insbesondere Folgendes:
• Alle Beschäftigten in unserem Sektor, einschließlich Freiberufler und Selbstständige, sind
gleichermaßen in die wirtschaftlichen und sozialen Hilfspaketen für den Film- und
Fernsehsektor einbezogen, um Beschäftigung und Kompetenzen zu erhalten.
• Die Einhaltung von Verfügungen zu „Ausgangssperren und änhlichen Maßnahmen durch
Beschäftigten, geht nicht zu Lasten ihrer aufgelaufenen Urlaubsansprüche.
• Kurzzeitarbeitsmaßnahmen sind auf diese beispiellose Krise zugeschnitten, um möglichst
viele Film- und Fernsehshaffende in Beschäftigung zu halten und ihr Einkommen während der
Krise zu erhalten.
• Der Zugang zu Sozialleistungen und Krankengeld wird ohne Einschränkungen oder
Wartezeiten für alle Beschäftigte garantiert, und Zugangschwellen werden gesenkt oder
anderweitig angepasst. Der vorübergehende Verlust der Beschäftigung aufgrund von
Ausgangssperren und änhlichen Maßnahmen Maßnahmen beeinträchtigt den Zugang zu
solchen Leistungen nicht.
• Der Zugang zu Arbeitslosengeld wird erweitert, um der Länge und den langwierigen
Auswirkungen der Krise und der überarbeiteten Qualifikationsperioden standzuhalten, um die
gesamte Dauer der Inaktivität aufgrund der Einhaltung der Ausgangssperren und änhlichen
Maßnahmen zu absorbieren.
• Fonds für freiberuflich Beschäftigte und Selbständige in unserem Sektor werden von Behörden
eingerichtet, um Einkommensverluste aufgrund von Krankheit, familiären Betreuungspflichten
oder Ausgangssperren auszugleichen, die sonst nicht kompensiert werden können.
Die Unterzeichner der gemeinsamen Erklärung
Animation in Europe – Animation in Europe vereint 17 Verbände von
Animationsproduzenten aus 15 Ländern der Europäischen Union, die sich für die
Entwicklung der Animationsindustrie in Europa einsetzen und die Interessen
unabhängiger Produzenten und Verleiher von Serien und Filmen verteidigen.
CEPI – Der europäische Verband für audiovisuelle Produktion ist heute der einzige
europäische Verband, dem 19 nationale Verbände unabhängiger Fernseh- und
Filmproduzenten angehören, die rund 8000 unabhängige Produktionsfirmen in ganz
Europa vertreten und eine breite Palette verschiedener Film- und Fernsehinhalte
präsentieren.
EUROCINEMA – EUROCINEMA ist ein Produzentenverband, der im Juli 1991 auf
Initiative von Berufsverbänden von Produzenten in Frankreich gegründet wurde.
FIA – Der Internationale Verband der Schauspieler vertritt die Gewerkschaften, Gilden
und Berufsverbände der Künstler in etwa 70 Ländern. In einer vernetzten Welt von
Inhalten und Unterhaltung steht es für faire soziale, wirtschaftliche und moralische
Rechte für Künstler, die in allen aufgezeichneten Medien und im Live-Theater arbeiten.
FIAPF – Die Mitglieder der FIAPF sind 34 Produzentenverbände aus 27 Ländern. FIAPF
ist die einzige Organisation von Film- und Fernsehproduzenten mit globaler Reichweite.
Das Mandat der FIAPF besteht darin, die wirtschaftlichen, rechtlichen und
regulatorischen Interessen zu vertreten, die die Film- und Fernsehproduktionsindustrie
auf fünf Kontinenten gemeinsam hat.
FERA – Der 1980 gegründete Verband der europäischen Filmregisseure (FERA) vertritt
Film- und Fernsehregisseure auf europäischer Ebene mit 47 Regieverbänden als
Mitglieder aus 35 Ländern. Wir sprechen für mehr als 20.000 europäische Filmregisseure,
die ihre kulturellen, kreativen und wirtschaftlichen Interessen vertreten.
FSE – Der Verband der Drehbuchautoren in Europa ist ein Netzwerk von nationalen und
regionalen Verbänden, Gilden und Gewerkschaften von Schriftstellern für den
Bildschirm in Europa, das im Juni 2001 gegründet wurde. Er umfasst 26 Mitglieder aus
21 Ländern, die mehr als 7.500 Drehbuchautoren in Europa vertreten.
UNI MEI – Der Sektor Medien, Unterhaltung und Kunst der UNI Global Union vertritt
170 nationale Gewerkschaften und Gilden, denen mehr als 450 000 Kreative, Techniker
und andere Arbeiter*innen aus den Bereichen Medien, Unterhaltung und Kunst weltweit
angeschlossen sind.