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25. November, 82 – Künstlerhaus. Mitglieder und Vorstand des Verbandes österreichischer Kameraleute treffen einander zur sechsten Jahreshauptversammlung seit Bestehen des Verbandes. Zu Beginn der Veranstaltung präsentiert Herbert Koller die neue AATON 35-Millimeterkamera, erläutert technische Daten und Besonderheiten. Die kompakte, für 35mm geradezu winzige Bauweise findet allgemeine Bewunderung. Die Reduktion der Baugröße bringt natürlich nicht nur Vorteile mit sich. Die Eigengeräuschdämpfung leidet und 25 dB sind ein Wermutstropfen, der die universelle Einsetzbarkeit beschränkt.
Neben der Kamera waren in der Veranstaltung O’Conners Stative und ein Timecodesystem zu sehen. (Anm. d. Redaktion: Der Vorstand hat beschlossen, ein zweitagiges Seminar zu veranstalten, um allen Mitgliedern Gelegenheit zu geben, sich mit den neuesten Technologien am Bildaufnahmesektor vertraut zu machen. Es sollen alle verfügbaren Profi-Film- und Elektronikkameras in Funktion und Handhabung gezeigt warden.)
Als Punkt 2 wurden Maßnahmen für einen wirkungsvollen Berufsschutz besprochen. Da es bei diesem Thema um unsere berufliche Zukunft bzw. Existenz geht, bemüht sich der Vorstand, möglichst rasch die wesentlichen Richtlinien zu erarbeiten. Dazu sind intensive Recherchen und zahlreiche Diskussionen notwendig, da die Maßnahmen gleichermaßen realitätsnah und wirkungsvoll sein müssen. (Anm. d. Red.: Ratschläge und Hinweise von Hellsehern, Zukunftsforschern sowie Sterndeutern und Kartenlegern wären in diesem Zusammenhang sehr gefragt).
Doch Spaß beiseite; man kann gar nicht sorgfältig genug planen und es ist sehr schwierig, wenn man Entscheidungen trifft, mit denen die Weichen in eine schwer abschätzbare Zukunft gestellt werden. Es wäre daher auch unklug, zum jetzigen Zeitpunkt Details zu veröffentlichen. Wer gerne mitplanen und mitentscheiden will, hat die Möglichkeit, direkt mit Mitgliedern des derzeitigen Vorstandes (*) Kontakt aufzunehmen oder in der nächsten Verbandssitzung mitzudiskutieren.
(*) = Kurt Junek, Peter Scheiblin, Heinz Brossmann, Kurt Brazda, Walter Kindler, Heinz Späth, Hans Junek und Gerald Frey
Der Kassabericht wurde von Heinz Brossmann erstellt (Prüfer: Peter Kodera)
Kassabericht | ||
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Stand bei letzter Überprüfung | ||
am 30.4.1981 | 124.789,09 | |
Eingang gesamt bis 25.11.1982 | ||
Kassa | 18.520 | |
Girokonto | 81.660 | |
Zinsen Girokonto | 35,83 | |
Ausgang It. Kassabuch | 41.890,98 | |
Kontoführung Giro | 146 | |
226.749,74 | 42.036,98 | |
-42.036,98 | ||
Stand am 25.11.1982 | 184.712,76 | |
Postsparbuch | 73.951,82 | |
Sparbrief | 99.580,80 | |
Girokonto | 6.000,12 | |
Kassa | 5.180,02 | |
184.712,76 |
Ein Antrag auf Herabsetzung des Mitgliedsbeitrages wurde abgelehnt:
1. hat seit Bestehen des Verbandes keine Beitragserhöhung stattgefunden, was einer Herabsetzung gleichkommt.
2. Wie der Kassabericht beweist, wird mit dem Geld keine Verschwendung betrieben. Ein Kapitalstock von rund 190.000 Schilling ist für einen Berufsverband eher gering. Das Verbandskapital wird nur bei Bedarf, zum Vorteil und Nutzen aller Mitglieder, verwendet. Die Beitragsleistung ist also kein verlorenes Geld.
3. Die Beitragshöhe wurde so bemessen, daß sie für einen Kameramann oder Assistenten, dessen Qualität durch die Aufnahme im Verband österreichischer Kameraleute anerkannt wurde, keine Belastung darstellen kann. Unser Berufsstand verlangt qualifizierte Fachleute und bietet entsprechend hohes Einkommen. Wer den Mitgliedsbeitrag nicht aufbringen kann oder will und den Sinn einer Standesvertretung nicht erkennt, stellt seine eigene Leistung wohl selbst in Frage.
Der nächste Punkt betraf eine Statutenänderung, die einstimmig angenommen wurde.
4.1. Ordentliche Mitglieder: Personen, die auf dem Gebiet der Bildgestaltung ( Film – und, oder Videoherstellung) mindestens 3 Jahre hauptberuflich in der Funktion als Kameramann oder Schwenker bzw. 1. Kameraassistent tätig waren, können nach schriftlichem Antrag über Vorschlag des Vorstandes von der Hauptversammlung als ordentliche Mitglieder aufgenommen werden.
Der Bewerber für die ordentliche Mitgliedschaft hat, neben dem Nachweis über die Dauer seiner Tätigkeit, der Bewerbung einen beruflichen Lebenslauf beizufügen, der über seine spezifischen Arbeiten und somit insbesonders über seine fachliche Qualifikation Aufschluß gibt.
Die Diskussion über Ausbildungsrichtlinien wurde aus Zeitgründen vertagt.
Als ordentliche Mitglieder neu aufgenommen wurden: KM Hermann Jamek, KM Stefan Mussil und KA Herbert Lehmann.
Um außerordentliche Mitgliedschaft (KA) haben Adriano Tuis und Hans Höbinger angesucht. Die notwendigen Bedingungen zur ordentlichen Mitgliedschaft waren vorläufig noch nicht ausreichend erfüllt. Der außerordentlichen Mitgliedschaft wurde zugestimmt.Ein weiteres Ansuchen wurde vorläufig abgelehnt.
Unter “Allfälliges” wurde Kritik an der Durchführung der Filmförderung des Bundesministeriums für Unterricht und Kunst geübt. (Diese Filmförderung im Rahmen der Kunstförderung hat nichts mit dem österreichischen Filmförderungsfonds zu tun.) Konkret ging es um die unzureichende Kontrolle von Verwendung und Einsatz der vergebenen Förderungsmittel für Filmvorhaben. So wurde uns berichtet, daß ausbezahlte Förderungsgelder von manchen Subventionsempfängern nicht zur Bezahlung der Ausführenden verwendet wurden. Auch Sachleistungen die zur Herstellung des eigentlich zu fördernden Projektes erbracht wurden können nicht bei der Stelle geltend gemacht wer den, die das Geld für die Förderung vergibt. Es bleibt damit dem Gutdünken des “Künstlers” überlassen, ob er die aus Mitteln der öffentlichen Hand stammenden Gelder zur Bezahlung geleisteter Arbeit verwendet! Wir haben daher die maßgeblichen Stellen über unsere Bedenken schriftlich informiert und aufgefordert dieser Möglichkeit des Mißbrauches von Förderungsgeldern die entsprechenden Riegel vorzuschieben.

(Ständiges Kontrolle immer bestes Kontlolle, bittesehl vielmals. – Beachtenswehltes Splichwolt von sehl bekanntes chinesisches Dedektiv.)



VIDEO SPIELWIESE FUR TECHNIKER und DILETTANTEN: Noch vor einigen Jahren gab es Medienfachleute, die fest davon überzeugt waren, daß die immer stärkere Verbreitung von Video letztendlich zur totalen Verdrängung des Films als Bildaufzeichnungsträger führen würde. Dabei wurde nur allzu gerne außer Acht gelassen, daß ja auch der Film eine kontinuierliche Weiterentwicklung erfuhr und mit der Schaffung neuer immer besserer Emulsionen seine Anwendungsmöglichkeiten nahezu unbegrenzt wurden, wobei selbst unter den schlechtesten Lichtverhaltnissen noch ein Bild von optimaler Qualität zu erzielen ist. (Die Brillianz, Schärfe und das Auflösungsvermogen eines projezierten 35 mm Bildes wird derzeit von keinem der bekannten Videoaufzeichnungsverfahren auch nur annähernd erreicht).
Unbestreitbar ist sicherlich die Tatsache, daß Video für die meisten Bereiche der Fernsehwirtschaft die geeignetere Form der Bildaufzeichnung ist, da der für den Film notwendige Ausarbeitungsprozeß im Kopierwerk wegfällt, was vor allem der aktuellen Berichterstattung (die wesentlichste Aufgabe einer TV-Anstalt) zu Gute kommt. Darüber hinaus kann die Bildinformation auf direktem elektronischen Wege weitergegeben werden, während für die Übertragung des Films ein relativ kostspieliges Abtastverfahren dazwischen geschaltet werden muß, welches das hohe Auflösungsvermögen sowie die korrekte Farbwiedergabe durch die Emulsion kaum auf den Bildschirm weiter gibt. (Dies ist auch der Grund, daß man am Bildschirm bei genauer Beobachtung sofort erkennt, ob ein Beitrag auf 16 mm Film oder auf Video produziert wurde;
Das Videobild scheint, wenn bei seiner Herstellung alle für eine optimale Bildwiedergabe notwendigen Voraussetzungen beachtet wurden, meist schärfer und brillianter).
Die unaufhaltsam fortschreitende Entwicklung der Technologie hat dazu geführt, daß die Handhabung von Kamera und Aufzeichnungsgerät immer einfacher wurde, sodaß damit auch der Laie unter gewissen Voraussetzungen ein durchaus brauchbares Bild erzielt. Ohne sich auch nur im geringsten um Blende, Gradation oder Belichtungsspielraum (Erfahrungswerte, die Filmkameraleute in jahrelanger Praxis erst erwerben müssen) kümmern zu müssen, kann er munter drauflos “filmen”, da das Ergebnis jederzeit nach der Aufnahme auf Monitor sichtbar gemacht werden und bei einem Nichtgelingen ohne technische Mehrkosten an Ort und Stelle wiederholt werden kann.
Gerade dieser eindeutige Vorteil gegenüber dem Film führt aber zum Abbau jener geheimnisvollen Aura, mit der Kameraleute bisher umgeben waren oder es liebten sich zu umgeben: Der Kameramann, dem während der Dreharbeiten die höchste technische Verantwortung über das Produkt zukommt, ist allein durch seine Person und durch sein Wissen dem Regisseur und Produzenten, sowie allen anderen Mitarbeitern des Teams verantwortlich, daß ihre vielfältigen Bemühungen im Bild sichtbar werden. Das Ergebnis seiner Tätigkeit bleibt bis zur Mustervorführung unkontrollierbar. Bei der elektronischen Bildaufzeichnung hingegen kann die Arbeit des Kameramannes bereits im Moment der Aufnahme sichtbar gemacht werden und ist unmittelbar danach jederzeit abrufbar.
Diese für sie komplett neue Situation ist es gerade, mit der viele Kameramänner nach langjähriger Erfahrung im Filmbereich nicht fertig werden. Sie fühlen sich gegängelt, vor allem durch den Regisseur, der nun such nicht mehr seine optische Vorstellungskraft zu strapazieren braucht, weil er seine Inszenierung bereits während der Aufnahme am Bildschirm verfolgen kann. Dem gleichen Zweck dient auch die in letzter Zeit immer häufiger verwendete Videoausspiegelung bei Filmkameras, wobei nicht nur dem Regisseur sondern auch Wichtigtuern jeglicher Art die Chance geboten wird sich an Ort und Stelle in die Bild- und Lichtgestaltung einzumengen. Verständlicherweise werden Produktionsbedingungen dieser Art von der Mehrzahl der Kameraleute nicht sehr geliebt, umso mehr als viele Regisseure vor lauter Beschäftigung mit dem Videobildchen ihre eigentliche Aufgabe, das Inszenieren v o r der Kamera, vernachlässigen.
Als die Kleinelektronik vor einigen Jahren in der Fernsehwirtschaft immer stärker zum Einsatz kam, wurde von Fachleuten (Technikern) oder denen, die sich dafür hielten, verbreitet, daß die Lichtgestaltung grundsätzlich anders vorzunehmen sei als bei Filmaufnahmen. Dabei ging man davon aus, daß einzig und allein technische Kriterien maßgebend für die Beurteilung des Bildes wären, was letztendlich zum absoluten Diktat der Elektroniker und zur totalen Beschneidung der Kreativität führte. Das Ergebnis left sich gerade auf unseren heimischen Bildschirmen deutlich erkennen. Um es den hohen Herren an den Oszillographen möglichst recht zu machen, vergessen selbst erfahrene Kameraleute scheinbar alles, was sie über Lichtführung wissen, sodaß sich elektronische Produktionen meist durch stumpfe, einfallslose Fotographie auszeichnen.
In der Praxis habe ich selbst eine Situation erlebt, die für das eben Gesagte so typisch ist: Im Rahmen eines Fremdenverkehrsfilms hatte ich die Aufgabe eine relativ große Bar in einem Luxushotel auszuleuchten. Ein ORF-Team, das zur gleichen Zeit eine Reportage auf Video drehte und dabei dasselbe Motiv benötigte, ersuchte mich, ob es sich an mein Licht “anhängen” dürfe, wobei ich nichts einzuwenden hatte. Als der Kameramann jedoch meine fertige Ausleuchtung (die dem Charakter des Motivs entsprechend mit kleinen und kleinsten Einheiten und unter Verwendung der tatsächlichen Beleuchtung erfolgt war) sah, erklärte er mir etwas verlegen, daß das Licht für seine Videokamera nicht ausreichend und zu kontrastreich wäre. Bevor er seine Aufnahme machte, ließ er eine Batterie von Scheinwerfern aufstellen, deren Licht hauptsächlich aus der Kamerarichtung kommend natürlich die von mir beabsichtigte Lichtatmosphäre brutal zerstörte. Eine Woche später hatte ich dann Gelegenheit das Opus meines Kollegen als “Klatschlichtorgie” am Bildschirm zu bewundern.
Unbestritten gibt es Unterschiede zum Film, die bei der Videoaufnahme beachtet werden müssen, doch bestehen diese wie beim Film vornehmlich aus Erfahrungswerten, die sich einer objektiven Messbarkeit entziehen (so nützt die noch so genaue Kenntnis der Gammakurve einer Emulsion relativ wenig, solange man diese in der Praxis nicht erprobt hat). Die Handhabung einer E-Kamera ist wie schon gesagt relativ simpel und schnell erlernbar, doch das trifft heute such schon auf die meisten Filmkameras zu. Jedoch die Handhabung und das Wissen um die Technologie (Film und Elektronik) machen noch lange keinen Kameramann aus, denn sonst wäre jeder Kameramechaniker oder MeStechniker bereits ein solcher. Da Videoapparaturen in der Regel wesentlich empfindlicher und damit sehr störanfällig sind, haben in diesem Bereich die Techniker nach wie vor das große Sagen. Nur damit ist es zu erklären, daß Kameraleute ihre Arbeit bei Video im Hinblick auf eine mögliche technische Endkontrolle verrichten und sich mehr auf ein korrektes Oszillogramm verlassen als auf ihr Auge. Im umgekehrten Fall geschieht es immer wieder, daß die hohen Herren von der Technik ohne Rücksicht auf etwaige dramaturgische Notwendigkeiten, Bilder ablehnen, die außerhalb der Norm des Oszillographen sind.
Eine Emanzipation der Kameraleute im Bereich der Elektronik ist daher von größter Wichtigkeit (das gilt such für Autoren, Regisseure und Schnittmeister), denn die elektronische Bildaufzeichnung ist letzten Endes auch nichts anderes wie Film und damit ein Medium kreativer Kommunikation. Die Gesetze der Filmgestaltung gelten also im gleichen Maße für Film und Video, die Arbeit der kreativen Kräfte wie Regie, Kamera und Schnitt wird bei beiden von der gleichen künstlerischen und technischen Verantwortung getragen (der für unsere Branche gültige Kollektivvertrag gilt sowohl für Film- als auch Videoschaffende).
Video nimmt einen immer größeren Sektor in der Medienlandschaft unseres Landes ein und Filmschaffende werden sich daher immer mehr mit diesem in ihrer beruflichen Tätigkeit zu befassen haben. Ihn bis jetzt fast ausschließlich Dilletanten und Technikern über lassen zu haben, führte bereits zu einer schweren existentiellen Krise unserer Branche, wäre in Zukunft aber beruflicher Selbstmord.
Bericht: Kurt Brazda
FERNSEHEN ist LIVE- das war die Devise, als bei der Funkausstellunq 1926 in Berlin der erste Übertragungswagen vorgestellt wurde. Zwar ist noch ein von einer Filmkamera erzeugter Streifen im Wagen entwickelt worden und kam naß abgetastet, zeitlich verschoben über den Sender, doch die Qualität war zufriedenstellend und das Fernsehen somit aus der Taufe gehoben. Seit dieser Zeit ist das Fernsehbild größer, schärfer und vor allem bunt geworden. An einer Tatsache jedoch hat sich bis heute noch nichts geändert. Es ist immer noch der Film, der über den Abtaster läuft. Ein Umstand, der das Fernsehen in den Verruf brachte kein eigenes Medium zu sein und die Ferhsehanstalten zu reinen Abspielstätten dagradiert.
Mit der Entwicklung der kleinen, leichten tragbaren Elektronikkameras ist ein Wandel eingetreten, der die Frage aufwirft, ob das Fernsehen gänzlich vom Medium Film getrennt, zur eigenen Gattung geworden ist. Betrachtet man die spezifischen Gesetzmäßigkeiten mit dem sich ein neues Medium determiniert, so können wir beim Fernsehen nach anfänglich rein auf technische Unzulänglichkeiten, wie etwa das noch kleine, unscharfe Bild = Detailarmut, zurückzuführende Regeln drei Gruppen von Gestaltungsregeln feststellen.
Um in Sachen “Authentizität” mit dem Radio konkurrenzieren zu können , bedient sich das Fernsehen gewisser Hilfsmittel, wie Rückfahrt, “falsches Doppel”, links-rechts Schnitt, die rein zur optischen Montage der “Sager” dienen. Ursprünglich aus dem Film kommende dramaturgische Mittel wurden ihrer Bedeutung enthoben, und führten in manchen Sendungen zu einem Links-rechts, vor und zurückhüpfenden Kopfsalat. Davon werden wir sicher erst erlöst sein, wenn Interviewpartner nicht mehr bereit sind, stundenlange Interviews über sich ergehen zu lassen, um für ein paar Sekunden “authentisch” aus dem Kastl gucken zu können.
Da die kurzen, mit Information vollgestopften Fernsehbeiträge vom Publikum schwer aufgenommen werden, fand das Fernsehen eine zweite Gruppe von Gesetzmäßigkeiten, um die optisch-akustische Aufnahme verträglichkeit zu steigern. Einstellungsgroßen von Zwischenschnitten bei Pressekonferenzen, Wembers Bild-Tonschere, und anderes, gelten sicherlich auch für den Film, oder kommen sogar davon. Ob es an der Degeneration der Filmsprache liegt, die immer öfters den Dilettantismus zur Kunst erhebt, oder ob es an der Notwendigkeit der Fernsehsprache liegt, in immer kürzerer Zeit präzise Aussagen machen zu müssen, sei dahingestellt, Jedenfalls wurden verlorengegangene Gestaltungsgesetze durch das Fernnsehen neu belebt.
Zeitdruck, Abhängigkeit vom Motiv und beschränkte Mittel führten zu zahlreichen optisch und dramaturgischen Symbolen, wie etwa der Mann im leeren Zuschauerraum Regisseur, der Mann an der Gangway = Staatsbesuch. Allein durch die Arbeitsweise der Redakteure und Kameramänner entstanden werden sie vom Fernsehpublikum verstanden. Diese dritte Gruppe macht klar, daß das Fernsehen nicht nur durch die Entwicklung der Kleinelektronik, sondern auch durch die etappenweise Entwicklung seiner Regeln zu einem unabhängigen Medium geworden ist.
Diese Entwicklung darf keineswegs als abgeschlossen betrachtet werden. Sie kann nur von einem – das neue Medium tragenden – kritischen Geist weiterentwickelt werden. War es seit den ersten bewegten Bildern der Brüder Lumière ein langer Weg, aus den Unzulänglichkeiten des Films Kunst zu machen, so wird es bei den Unzulänglichkeiten des Fernsehens sicher auch nicht von einem Tag zum anderen gehen. Kameramänner, die in erster Linie für das Fernsehen arbeiten, sollten sich daher verstärkt mit den neuen Formen auseinandersetzen und im Erfahrungsaustausch die Moglichkeiten ihres Mediums weiterentwickeln. Dabei ist es wichtig, nicht in eine bereits abgeschlossene Phase zurückzufallen, die aus “Faszination der Technik” eine Machbarkeit innerhalb des Mediums überbewertet. Elektronik ist zwar schnell, bequem und in der Nachbearbeitung dem Film in vielen Punkten überlegen, aber von den Anschaffungskosten her wesentlich teurer. Dieser Umstand beschränkt den universiellen Einsatz und führte zu verschiedenen Überlegungen über kostensenkende Maßnahmen.
Eine neue Generation der Kleinelektronik z. B. läßlt durch Vereinigung von Kamera und Rekorder das Drehen im “Ein-Mann-Team” möglich erscheinen. Der Einsatz dieser Kameras kann wegen des großen Gewichtes körperliche Dauerschäden hervorrufen. Doch das Gewicht wird sich sicherlich bald reduzieren lassen. Die Drehpraxis zeigt aber, daß allein im Ab- und Aufbau zahlreiche Nebenarbeiten anfallen, die nun von nur einem Mann erledigt, Aufnahmezeiten verdoppeln. Bei gleicher Auslastung wird also nicht Personal eingespart, sondern durch die Notwendigkeit weiterer Teams der elektronische Aufwand erhöht, wie man aus einer einfachen Milchmädchenrechnung ersehen kann.
Eine andere Überlegung geht dahin, durch billiges, ungeschultes Personal eine Kostensenkung zu bewirken. Hier zeigt wieder die Praxis, daß häufig Situationen auftreten, die den. Aufgabenbereich des üblichen elektronischen “Zwei-Mann-Teams” überschreiten, den Kameramann zwingen, Teilbereiche des Redakteurs mitzubetreuen. Es zeichnen sich Tendenzen ab, dem Kameramann eher weitere Aufgabengebiete einzuräumen, als auf ungeschultes Personal zurückzugreifen. Es wird niemand, zum Vergleich, ein teures Auto aus Kostengründen von einem führerscheinlosen Chauffeur gegen den nächsten Baum fahren lassen. Noch dazu, wo die Kosten für Auto und Führerschein in keinem Verhältnis stehen.

Einzig der Grad der Auslastung von Elektronik kann ein brauchbarer Maßstab für die Kostensenkung sein und generelle Einsetzbarkeit ermöglichen. Schnelle Abwicklung und mediengerechte Aufarbeitung beschränken die Stehzeiten der teuren Maschinen auf ein Minimum. Eine schnelle Abwicklung ist nur dann gewährleistet, wenn das Machbare genau eingegrenzt und die technische bzw. personelle Ausstattung auf die zu bewäItigende Aufgabe abgestimmt ist. Dies trifft vor allem auf den personellen Bereich zu. Im “Ein-Mann-Team” ist Spielfilm unmöglich, Fernsehen bis an die Grenze des Machbaren entrückt. Mediengerechte Aufarbeitung hingegen bedeutet für das Fernsehen auf vorbereitete Regeln und Strukturen zurückgreifen zu können, wenn eine Vorbereitung in einer Live-Situation nicht möglich ist. Diese Regeln und Strukturen mitaufbauen zu helfen, wird sicherlich eine lohnende Aufgabe für Kameraleute darstellen, denn Fernsehen ist Live.
Bericht: Wilhelm Nepelius
DIE HELDEN SIND MÜDE Offengestanden ich verstehs ja.
Ich bin ja nicht anders.
Die Frage nämlich: was solls.
Besser: was soll er. Der Verband der Österreichischen Kameraleute.
Dabei hat es so gut angefangen.
euphorisch direkt.
Das erste Treffen, zu dem so viele gekommen sind… Der Wirbel in der Gewerkschaft… Das Zustandekommen des Kollektivvertrages…
Und jetzt? Ist uns die Luft ausgegangen? Wissen wir nicht mehr weiter? Zahlen wir nur mehr Mitgliedsbeitrag? Wozu?
Vorschlag 1: Lassen wir den Verband sterben. Geht eh keiner mehr hin. Weils fad ist. Weil eh keiner mehr mag. Well eh schon alles Wurst ist. Die wirklichen Probleme können die eh nicht lösen. Die im Vorstand. Die machen eh nix. Meine Geschäfte muß ich ja sowieso selber aufreissen. Da hilft mir kein Verband. Im Gegenteil. Blöd wären die; -sind ja selber Konkurrenz.
Einverstanden? Sollten Ihnen solche Worte aus der Seele kommen, dann haben Sie 12 Punkte. Das bedeutet Frustrekord (Normalfrust: 11 Punkte).
Vorschlag 2: Der Verband soll leben. Weil noch nicht alles Wurst ist. Damit wir die wirklichen Probleme lösen können. Da hilft nur die Berufsvertretung. Natürlich ist der Kameraverband kein Geselligkeitsverein. Aber es muß ihn geben. Wenns brennt. Und es brennt! Gerade jetzt dürfen wir nicht einschlafen. Weils langwierig wird. Weil der Beruf bedroht ist.
Warum ist der Beruf bedroht? Weil in Zeiten wie diesen und den kommenden immer mehr gespart wird. Auch in unserer Branche. Weil zugleich immer mehr Kameraleute werden (Video). Weil kein Berufsschutz existiert. Weil jeder darf.
Wer von uns vielleicht heute noch gut im Rennen ist, wird diesen Markt morgen schon mit einem oder zwei Kollegen teilen müssen. Kollegen, die heute noch auf der Schulbank sitzen.
Für viele wird dann der jährliche Zweitdrehtag in Frage gestellt sein.
Noch haben wir aber die Chance, unsere Zunft zu formen und vor auswuchernden Entwicklungen zu schützen. Der Kameraverband bemüht sich auch für Sie, die Existenz in Zukunft zu sichern. Deshalb sollten Sie bei der Stange bleiben.
Bei der Stange bleiben heißt:
1. Den jährlichen Mitgliedsbeitrag zahlen.
2. Den Vorstand sekkieren mit ihren Problemen.
3. zu den Treffen des Verbandes kommen.
4. Selber was tun.
Bericht: Heinz Späth

a.a.c. Information; Mitgliederzeitschrift; Herausgeber: Verband Österreichischer Kameraleute, Künstlerhaus 1010 Wien, Karlsplatz 5. Ausgabe Nr. 8 entstanden unter Mitarbeit von Heinz Brossmann, Kurt Brazda, Gerald Frey, Christiane Koffler, Wilhelm Nepelius und Heinz Späth. Erscheinungsart: unregelmäßig, gratis für Mitglieder. Für den Inhalt verantwortlich: Gerald Frey. Erscheinungsort: Wien. Auflage: 150 Stück. Druck: Ing. Viktor Pavlu & Co, 1010 Wien, Reichsratstraße 5.


Wie ergreift man einen Filmberuf? Ganz einfach? Man geht hin und ist sofort der Chef.
Wie etwa sonst? –
Indem man seine Zeit mit der Filmakademie verschwendet? Oder vielleicht in der schwachsinnigen Filmbranche von der Pike auf lernt? Womöglich jahrelang für irgend einen Idioten Assistent spielt?
Die Profis haben ohnehin längst bewiesen, daß sie zu nichts taugen. Schlechte Routine.
Außerdem: Kunst kann man gar nicht lernen. Das hat man oder man hat es nicht. Das gewisse Etwas. Nur so gehts. Kommt was Neues. Weht ein frischer Wind. Du wirst schon sehen: Mir gelingt der große Durchbruch. Bei aller Bescheidenheit.
Fellini, dieser aufgeblasene Gartenzweg, ist auch nur ein Profi. Ein Perfektionist. Toll gemacht, aber nix dahinter. Völlig überschätzt. Die Zukunft wird das besser beurteilen.
Natürlich muß sich auch der Künstler vorbereiten. Besonders intensiv sogar. Wie? No, sehr oft ins Kino gehen, Bücher lesen, im Cafehaus über Probleme diskutieren. Auch selber Drehbücher schreiben. Glaubst du etwa, die fünf Seiten, die ich eingereicht habe, kommenn von irgendwo? Nein, natürlich nicht! Jahre hat das gebraucht. Jahre, in denen ihr kleinkarierten Spießer nichts anderes getan habt, als Geld verdient. Gott sei Dank hat meine Frau das für mich getan. Well sie immer noch glaubt an mich (Ehe ist übrigens auch so eine Sache).
Kurzum: ihr braucht euch gar nichts einbilden. Mein Superacht war besser als der ganze Scheiß im Fernsehen. – Zum Nulltarif, wohlgemerkt. Das ist ja auch so eine Sache. Was ihr mit dem vielen Geld macht, möchte ich wissen. Im Grunde könnt ihr nur Geld zum Fenster hinausschmeißen. Meine Freunde machen mir alles umsonst. Gern sogar.
Die fahren auch gratis mit dem Auto und meckern nicht blöd herum, wenn Drehorte nicht vorbereitet sind oder wenn ich wieder einmal nicht weiß, was wir heute drehen sollen. Meinen Freunden ist es auch egal, ob wir von 9 bis 15 Uhr drehen oder in der Nacht oder wann immer. Die reden nicht wie die Gewerkschafter.
Natürlich haben die keine Ahnung vom Film, aber jeder fängt ja einmal an. Bei mir sind sie in den besten Händen. Man darf sie nur nicht verbilden lassen. Etwa durch den Kameramann (wozu habe ich ihn auch genommen!).
Das entsetzlichste sind professionelle Filmteams. Die wissen alles besser. Und immer geht was nicht. Schließlich sind die Idioten ja dazu da, daß sie das, was ich mir vorgestellt habe, umsetzen. Sonst mußte ich ja gleich selber was davon verstehen.
Das kann man so nicht aufnehmen,… wenn man das drehen will, braucht man ein ganzes Trickstudio, Kostenpunkt fünfhunderttausend Schilling… das kann man nie schneiden… solche Sachen mußt du dir den ganzen Tag anhören.
Ehrlich: ich hab die Schnauze voll. Im Grunde haben sie laufend meine großartigen Ideen sabotiert und gemacht, was sie wollten. Well mir das Autoritäre einfach nicht liegt (Als ich der Assistentin sagte, sie solle ihren Hintern aus dem Regiesessel heben, hätte sie ja nicht gleich kündigen müssen. Ich war aber ohnehin heilfroh!).
Aber eins kann ich versichern: Auf euer Geld könnt ihr jetzt lange warten. Geschieht euch recht. Well ihr an etwas anderes ohnehin nicht denken könnt. Schließlich gehört die Subvention mir. Ich habe sie bekommen und ausnahmsweise werde ich jetzt auch einmal an mich denken. Außerdem habe ich auch im Augenblick keines mehr, weil der Urlaub in Griechenland doch mehr gekostet hat. War ich der Familie schuldig; man kann nicht immer nur nehmen.
Wenn dann die Schlußrate kommt …weil der Film ja immerhin ganz passabel ausschaut… bin ich wieder ordentlich gestopft. Vielleicht zahle ich dann den ein oder anderen Benzinzettel, damit es nicht heißt, ich ware zahlungsunwillig.
Eigentlich interessiert mich das Ganze ohnehin nur mehr am Rande, denn jetzt, wo ich gezeigt habe, was ich kann, gehe ich um die große Förderung. Wie hoch kann man eigentlich Drehbuch und Regie ansetzen, bei einem Zehnmillionenprojekt?
Bericht: Heinz Späth