brossmannHEINZ BROSSMANN (1933-2015)

Es gibt Menschen, die nicht viel Aufhebens um die eigene Person machen, aber stets bereit sind sich für andere vorbehaltlos einzusetzen. Heinz Brossmann war eine solche Ausnahmeerscheinung, ein Mann mit Haltung und solidarischer Empathie.

Er konnte bereits auf eine beachtliche Karriere als Kameramann verweisen, in der er österreichische Film- und TV-Geschichte mitgeschrieben hatte, als er sich seiner eigentlichen Berufung, nämlich der praktischen Film- und Kameratechnik zuwandte, in der ihm kaum jemand das Wasser reichen konnte. Sein legendärer Geräteverleih „Cine Service“ wurde zum Dreh-und Angelpunkt der österreichischen Kameraleute und ihrer Assistentinnen und Assistenten. Kaum ein großes Filmprojekt, das nicht mit Gerätschaft aus seinem Leihpark durchgeführt wurde. Seine profunde Expertise in technischen Fragen hat vielen vor allem jungen Kameraleuten erst das nötige Rüstzeug gegeben, um den Anforderungen unterschiedlichster Filmvorhaben gewachsen zu sein. Demgemäß waren die Räumlichkeiten von „Cine Service“ damals bereits ein unverzichtbarer Ort der Kommunikation und persönlichen Begegnung für uns Kameraleute, da es ja sonst kaum Gelegenheiten gab die Kollegenschaft zu treffen.

Es es war daher naheliegend, dass Heinz einer der „Urväter“ der Gründung des Verbandes österreichischer Kameraleute AAC wurde, dessen notorische Umtriebigkeit sich in den ersten Jahren in den Räumlichkeiten seiner Firma entfaltete. Dabei stellte Heinz seine unglaubliche Großzügigkeit unter Beweis, indem er mit Selbstverständlichkeit dem neu gegründeten ersten Berufsverband von Filmschaffenden nach 1945 die Infrastruktur seines Unternehmens zur Verfügung stellte. Er wurde zum ersten und legendären Finanzreferenten des AAC, dem er mit seiner für ihn typischen Umsicht erst die ökonomische Basis bereitete, um die gewaltigen Vorhaben der Berufsvereinigung umzusetzen. Bekanntlich waren die Kameraleute die Initiatoren und Geburtshelfer für die erste kollektivvertragliche Absicherung von Filmschaffenden, für das lang ersehnte und längst fällige österreichische Filmförderungsgesetz und schließlich auch für die Schaffung der ersten Verwertungsgesellschaft für Filmschaffende VDFS. Heinz Brossmann hat, wie es seinem bescheidenen Naturell entsprach, im Hintergrund bei all diesen Initiativen wertvollste Pionierarbeit geleistet. Daher haben ihm nicht nur die Kameraleute sondern darüber hinaus alle Filmschaffenden dieses Landes viel zu verdanken.Er wurde dafür mit der Ehrenmitgliedschaft des AAC ausgezeichnet.

Als der AAC aufgrund des Vorschlages von Peter Kodera, eines weiteren wichtigen Pioniers der heimischen Cinematographie, seinen offiziellen Sitz ins Künstlerhaus verlegte, wurde daselbst auch eine eigene Filmsektion geschaffen, in der Heinz Brossmann ebenfalls aktiv werden konnte. Heinz Brossmann hat sein schweres Krebsleiden mit ungeheurer Tapferkeit und der ihm eigenen unbeugsamen Haltung ertragen. Am 21. Oktober hat er uns 82 jährig endgültig verlassen. Viele von uns haben einen guten und warmherzigen Freund verloren, wir alle aber einen Menschen, dem höchste Wertschätzung gebührt. Eine große Lücke bleibt zurück.

Kurt Brazda

Brossmann Ehrenmitgliedschaft 1